Wieder einmal darf ich feststellen, wie nah Freud und Leid beeinander liegen. Freute ich mich am Samstag noch über den Anruf, dass sich mein Schlüssel, den ich auf dem vorherigen Sonntag auf dem Hundeplatz verloren hatte, gefunden hat, so löste sich diese Freude heute buchstäblich in Luft auf.

Grund war ein Anruf meiner Mama in der Mittagspause, mein Kollege ging ran und kam in die Teeküche, meinte es wäre dringend. Erst dachte ich, es ging um unserer Fliesenproblem. Weit gefehlt. Es ging um die Pferde, bzw. um meine kleine Schwarze. Sicher, eigentlich ist sie nicht meine, aber ich fühle mich für sie verantwortlich, zumal ihre Besitzerin sich nicht um sie kümmerte.

Lady war gestürzt, so wie es aussah, hatte sie sich das Bein gebrochen. Tierarzt war schon informiert. Ich blieb an der Arbeit, weil ich eh nicht helfen konnte, stattdessen versuchte ich, so wie die anderen auch, Ladys Besitzerin anzurufen...

Der Kleenen war leider nicht mehr zu helfen, so schläfert der Tierarzt sie ein. Ich hatte heute abend Stalldienst, natürlich gab es auf dem Hof eifrig Diskussionen, zumal die Besitzerin nicht erreichbar war. So machte ich in aller Ruhe meinen Stalldienst, mistete Moritz seine Box, fütterte und hab noch Ladys Box frei gemacht.

Dann waren alle weg und es war still auf dem Hof, still genug, um zu Lady zu gehen, das Bein sah furchtbar aus, da musste ich kein Tierarzt sein, das würde nie wieder werden. Dann hab ich die Plane zur Seite geschoben und mich von meinem Mädchen verabschieden. Sie sah so friedlich aus. Einfach nur sie, ich und meine Tränen, viele, ungehemmt, vermengt mit Fragen, nach dem warum. Warum sie durch den Zaun gegangen ist, was sie nie machte. Warum ich mich nicht mehr um sie gekümmert habe, was ich hätte besser machen kann...

Zwischendurch immer wieder meine streichelnde Hand. Schwarze, ich werd deine treue Seele vermissen und hoffe, da wo du bist, kümmert sich jemand mehr um dich, als es deine Besitzerin getan hat.

Abends hab ich Ladys Besitzerin erreicht. Nur die Info gegeben, dass Lady tot ist. Ohne Vorwürfe, ohne Fragen. Ich glaub, ihr geht es auch so schon schlecht genug.

Warum sie durch den Zaun gegangen ist und wie es zu dem offenen, wirklich schlimmen Bruch kommen konnte, weiß keiner... Eine Stunde vorher war alles okay. Dann ging es innerhalb einer Stunde, dass es sie nicht mehr gibt.